Sommerzeit 2016 - Erzbistum Köln - page 30

Er ist ein Pionier der kölschen Sprache, verpackt in ehrlicher
Rockmusik, er ist einer, der sich einsetzt für andere und er ist ein
„Kölscher Jung“:Wolfgang Niedecken (65) spricht exklusiv im Som-
merZeit-Interview mit Martin Mölder über seinen Glauben, Religion,
Barmherzigkeit, Nächstenliebe – und über „seinen“ Dom.
Herr Niedecken, wir sitzen hier auf den
Dächern des Kölner Doms.Was bedeutet
Ihnen der Dom?
Der Dom ist mir wie allen Kölnern verbunden
mit so vielen sentimentalen Gedanken. Ich bin
auch einer von den Kölnern, die, wenn sie nach
Köln zurückkommen, immer gucken, ob der
Dom noch steht. Der Dom ist einfach ganz
wichtig für die Kölner und ich bin einer davon.
Haben Sie einen Lieblingsplatz hier?
Hier sitzen wir gerade an meinem absoluten
Lieblingsplatz, dem Vierungsturm auf dem Köl-
ner Dom. Das ist der schönste Platz Kölns. Hier
würde ich am liebsten alles fotografieren und
mir Notizen dazu machen und könnte Tage an
dieser Stelle verbringen.
Sie schreiben in Ihrer Autobiografie
„Zugabe“: „Ich bin kein Atheist, dazu
mache ich mir viel zu viele Gedanken
über Religion. Ich weiß nur, dass nach
dem Schlaganfall und meiner Genesung
mein Gottvertrauen zugenommen hat.
Inwiefern?
Ich weiß bis heute nicht, warum ich diese
unglaubliche Zuversicht hatte. Ich wusste, dass
alles wieder gut wird. Ich weiß nicht, woher. Es
ist fast schon lustig, ich konnte meinen rechten
Arm noch nicht bewegen, ich konnte noch
nicht reden, aber meinen linken Daumen habe
ich heben können und so meiner Familie als
auch den behandelnden Ärzten und dem Pro-
fessor zeigen können: Es wird wieder. Und ich
wusste das genau.
Wie definieren Sie denn Gottvertrauen
für sich?
Ich würde das mit „Zuversicht“ für mich über-
setzen. Und auf dem neuen Album, da gibt es
einen Song, der heißt ohne Ironie „Dä Herrjott
meint et joot met mir“. Aber dieser „Herrjott“
ist auch stark in meiner Kindheit verwurzelt. Bei
uns in meinem Elternhaus gab es auch diese
Marienfigur zwischen Parterre und der ersten
Etage, wo ein ewiges Licht davor stand, das
mein Vater abends dann immer ausgedreht hat,
„Dä Herrjott
meint et joot
met mir“
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Das Video zum Interview finden Sie auch auf
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