Adventszeit 2016 - Erzbistum Köln - page 11

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Von Robert Boecker und Martin Mölder
Herr Metzger, Sie sind vielen durch den Kölner Karneval in
Ihrer Figur des „Blötschkopps“ bekannt. Wie viel Blötschkopp
steckt denn in Ihnen?
In mir steckt natürlich ´ne Menge „Blötschkopp“ drin, aber eben nicht
nur. Der „Blötschkopp“ ist ja nicht einfach nur eine Karnevalsfigur, son-
dern auch irgendwie eine Einstellung, und diese Denke krieg´ ich auch
gar nicht weg. Der ist immer da, aber sieht ja auch anders aus als der
Musiker Marc Metzger, und der „Blötschkopp“ singt ja auch nicht. Und
andersherum kann man manche Lieder auch einfach als „Blötschkopp“
nicht singen.
Sie singen, moderieren und schreiben zurzeit Ihr erstes Thea-
terstück. Sind diese Wege abseits des bekannten „Blötsch-
kopps“ ein Wagnis?
Ja. Und es gab in manchen Sälen immer wieder mal Irritationen bei
Teilen des Publikums. Die sind aber dann doch immer geblieben und
waren danach doch recht angetan. Manche Wagnisse muss man eben
auch mal eingehen. Ich bin ja auch Sänger und Musiker und Schauspie-
ler. Und dann wäre es zu schade, sich nur auf den Karneval und die
Figur des „Blötschkopp“ zu beschränken. Karneval ist begrenzt –
zumindest für mich. Und irgendwann will ich auch das „Blötschkopp“-
Kostüm mal in den Schrank hängen.
Sie haben mal von der „Maschinerie Karneval“ gesprochen.
Wie gefährlich ist es, da rein zu geraten?
Karneval ist der 11.11. und nur der 11.11., und dann können wir gerne
ab dem 2. Januar wieder Karneval feiern bis Aschermittwoch, aber dazwi-
schen ist Schluss mit Clown-Sein für mich. Ich will auch nicht im Clowns-
Kostüm über den Weihnachtsmarkt rennen oder in der Adventszeit
Konfetti schmeißen. Das muss einfach nicht sein. Und das hat ja nun auch
etwas zu tun mit Kirche und Fastenzeit und dem Ostersonntag, auf den
wir uns beziehen.Wir sind so Über-unterhalten und so Hochglanz-unter-
halten, dass ich versuche, daraus auszubrechen und mich gerne mal
genau dorthin stelle, wo man sieht: das ist alles Sperrholz und Attrappe.
Ich stehe so ein bisschen für das Chaos in der Unterhaltung.
Wie oft beschäftigen Sie sich noch mit Ihrem Burnout, den Sie
2013 erlitten?
Das hatte damals ja damit zu tun, dass ich nicht mehr begriffen habe,
an welchem Punkt man aufhören muss zu arbeiten. Zu mir sind danach
noch einige aus dem Bekanntenkreis gekommen, die dasselbe Problem
hatten. Man darf diese Krankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen,
denn wir werden immer hektischer, immer schneller, man versucht,
immer alles intensiver zu machen. Das geht auf Dauer nicht gut. Ich
musste das auch erst einmal richtig kapieren, dass das eine Krankheit
ist, und mir hat es geholfen, schwarz auf weiß zu sehen, dass meine
medizinischen Werte wirklich schlecht und im Keller waren. Seitdem
habe ich einiges geändert und bin wesentlich konsequenter und diszi-
plinierter geworden. Zum Beispiel ist Telefonieren nach 22 Uhr tabu.
Meine Frau und ich machen zum Beispiel auch jeden Montag frei, und
zum Glück haut sie mir immer wieder mal auf die Finger, wenn ich doch
dazu neige, zuviel zu machen.Wir machen einfach ganz viel nach einem
Bibelwort: „Alles hat seine Zeit“.
Können Sie auch mal zehn Minuten einfach stillsitzen und
nichts sagen?
Ja, kann ich mittlerweile wieder. Früher konnte ich das sehr gut, dann
wurde es eben viel zu hektisch in meinem Leben, aber jetzt geht es
wieder sehr gut. Ja, so im Rumsitzen und Nichtssagen und Nachdenken
bin ich sehr gut geworden.
Marc Metzger
tritt auch mit Erfolg als Sänger auf.
Natürlich gibt es auf den Konzerten auch etwas zu lachen.
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